Die Wahrheit, heißt es, stirbt im Krieg zuerst. An ihre Stelle tritt ihre hässliche Schwester. Die Lüge. Es ist eben nicht "süß und ehrenvoll fürs Vaterland zu sterben", wie Horaz, der wohl berühmteste Dichter der Antike, behauptete. Der Tod ist der Ernstfall des Lebens. Er ist blutig und dreckig. Und jeder stirbt für sich allein. Ob als Soldat im Schützengraben oder als Kind im Bombenhagel von Aleppo.
Die Ausstellung Kriegslügen in der Fabrik der Künste versucht einen argumentativen und emotionalen Bogen über den ersten Weltkrieg und weitere Kriege bis in die Gegenwart zu schlagen. "Jeder Stoß ein Franzos, jeder Schuss ein Russ!" In nahezu patriotischer Ekstase begrüßten mit Max Liebermann, Ernst Heckel, Ernst Barlach, Ernst Ludwig Kircher, Max Slevogt die berühmtesten Künstler Deutschlands 1914 den Beginn des ersten Weltkriegs. Ernst Barlach zeichnete für die Künstlerflugblätter des großen Galeristen Paul Cassirer den sogar "Heiligen Krieg". Aus Begeisterung aber wurde Ernüchterung, aus Anfeuerung Anklage, als etwa Max Beckmann das Portrait eines Verwundeten als "Andenken an einen gefallenen Freund" zeichnete oder Käthe Kollwitz dem Schrecken des millionenfachen Todes im "Bangen" einer Mutter um ihre Söhne an der Front ein Gesicht gab.
40 historische "Künstlerflugblätter" der namhaften deutschen Künstler zum Ersten Weltkrieg sind Kernstück der Ausstellung Kriegslügen. Darüber hinaus werden 40 Propaganda-Plakate aus Frankreich, England, und Deutschland gezeigt, auf denen - aus Sicht des jeweiligen Landes - für Krieg geworben und der Feind angeklagt wird.
Was ist Wahrheit, was Lüge in Zeiten des Krieges? England prangert den Beschuss der Kathedrale von Reims durch die deutschen "Hunnen" an. Der deutsche Künstler Walter Bondy klagt, dass die perfiden Feinde ausgerechnet eine Kirche als Schutzbild für militärische Operationen nutzen. Das Gotteshaus als Kollateralschaden? Heute heißen tote Zivilisten schon so - und menschliche Schutzschilder sind zynischer Alltag in den Kriegen der Gegenwart.
Die Schüler der Klasse 9f der Stadtteilschule Wilhelmsburg berichten in Reportagen, Kollagen und Videofilmen, wie der Krieg sie berührt. In Briefen an Prominente, wie die Bundeskanzlerin Angela Merkel, Hamburgs Bürgermeister Olaf Scholz oder den Rocksänger Udo Lindenberg fragen sie: "Was können wir gegen den Krieg tun?" Die Arbeiten der Kinder, deren Eltern oder Großeltern teilweise selber vor Kriegen im Kosovo, Syrien und im afrikanischen Mali geflohen sind, sind das dritte sehr eindrucksvolle Kernstück der Ausstellung.
Die Lebendigkeit alles Prozesshaften, im Werden Begriffenen und nur vorläufig und vermeintlich Angekommenen, verbindet die Hamburger Künstler:innen Gruppe MORKK. Es heißt innehalten – um tiefer einzutauchen. Im Kunstschaffen und im Betrachten. Auf dem Grund des Stromes treiben. Und gespannt sein, wo und wie mensch wieder auftaucht.
© Matthias Will
Angestiftet durch die Hamburger Malerin Katrin Stender haben sich Ende 2023 acht Künstler zusammen gefunden, um in einem Bedürfnis nach Abkehr von der rasenden Welt und einem Verdruss an der kommerzialisierten Kunst Ausstellungsformate zu schaffen, die Bedeutung zwischen die Dinge säen.
© „Hunikuin“, 240 x 190 cm, 2022, oil on canvas
Du spürst die Hitze. Die Atmosphäre ist dicht, manchmal drückend. Was ist hier passiert? Was geht hier vor? Jan Siebert malt Geheimnisse. Seine meisterhaften Kompositionen aus Farbe, Licht und Schatten entwickeln einen Sog, der magisch in seine Bilder hineinzieht.
© by Martin Bauendahl Photography / Headshotmaster.de
Sabela, Monika und Waldemar – laden zu einer einwöchigen Residenz ein, bei der sie LIVE und gemeinsam neue Werke erschaffen. BesucherInnen können den kreativen Prozess hautnah erleben und die Ergebnisse in der Galerie bewundern.